Notausgang

Ein Notausgang oder Notausstieg ist ein Ausgang (...), der in Notfällen benutzt werden soll. (Quelle: Wikipedia)

Jeder hat sie schon mal gesehen: die kleinen, leuchtenden Schilder, die einem international und bildlich, zeigen wo es im Notfall lang geht. Eine Mixtur aus Unzufriedenheit, Misslaune, Mangel an Zeit und Nerven und auch ein wenig Neugier haben mich, unlängst dazu gebracht sie zu passieren.

 

Aber erstmal ein kurze Reise zurück in der Zeit.

Immer häufiger streiften meine Ohren die Worte von Menschen, die sich auf's Älter werden freuen - naja, im übertragenen Sinne - denn sie sehnen die Rente herbei. Der Gedanke daran scheint viele gar zu motivieren, bloß nichts an ihrer Situation zu ändern, die Rente wird zum "Licht am Ende des Tunnels".  Die Gegebenheiten klingen nicht schlecht: nicht mehr arbeiten müssen, Zeit für sich haben, das tun wofür man nie Zeit hatte… Mir erscheint die Zeit bis dahin doch allerdings etwas lang – außerdem lässt sich in meinem Alter schwer sagen, wann die Rente für meine Generation eintreffen wird… Davon abgesehen ist es ungewiss, ob der eigene Gesundheits- und Vitalzustand dann noch alle Aktivitäten und Interessen mitmachen kann.

 

Aber unabhängig vom Alter gefällt mir der Gedanke, nicht während der Arbeit auf die Uhr zu schauen und zu hoffen die Zeit vergeht möglichst schnell. LEBENSZEIT die, wenn sie einmal ausgegeben ist, so schwer zurückzuholen ist, wie ein Stern nach einer Supernova, zurück ans Firmament.

 

Und mit dieser Zeit scheinen wir manchmal umzugehen, wie mit Spielgeld bei Monopoly.

 

Klar, es gibt Lebenssituationen und Verpflichtungen, denen man sich nicht einfach entreißen kann, ohne dass nachher Einiges zusammenstürzt. Allerdings kommt es auch darauf an, welche Relevanz und welchen Stellenwert man ihnen SELBST verleiht. Und bedeutet nicht verleihen, auch irgendwann zurückholen? Wie viel arbeiten wir um uns einen Lebensstandard aufzubauen, zu finanzieren und ständig halten zu müssen – einen Standard, wer trachtet schon nach Standard und welchen Preis zahlen wir für ihn? Wie viele Steine auf dem Weg unserer Entscheidungen im Leben, wirft uns wohl das Sicherheitsbedürfnis entgegen? Ein Bedürfnis, dass mehr und mehr von der Gesellschaft, der Industrie und der aktuellen Zeit genährt wird. Vor ein paar Jährchen bestand es daraus, sich in eine Höhle zu flüchten, wenn man einem Säbelzahntiger versehentlich auf den Schwanz getreten war. Heute lechzt manch einer nach Kameras in jeder Ecke (damit sich die Säbelzahntiger Aktion wenigstens nachher bei Youtube ansehen lässt) und hat Bang, die Hypothek der Kleinstadtvilla nicht abbezahlen zu können. Aber was bringt das Eigenheim, wenn es im eigenen Heim – im Körper, im Kopf, im Herzen – nicht gemütlich ist?

 

Ich will nicht, dass mir die Decke auf den Kopf fällt, nur damit ich warm zu gedeckt bin.

 

Doch wie evaluiert man, was man wirklich will, wenn man täglich im Hamsterrad rennt?

 

Also wieder zurück zum Notausgang.

Beinah 6 Jahre arbeitete ich in einem großen, internationalen Konzern, in Jobs für die Andere, lange die Studentenbank drücken, sofern sie einen raren Platz auf der Betriebswirtschaftslehren-Bank ergattern können... Meine Aufgaben hab ich immer mit voller Leidenschaft gemacht, hatte Spaß dabei - ehrlich, sonst hätte ich sie nicht machen können. Habe viele Erfahrungen gesammelt, klasse Menschen kennengelernt und einen enorm guten Einblick bekommen. Einen Einblick auch in mich und dass es nicht das ist, was ich den Rest meines Arbeitsleben tun möchte. Denn Leidenschaft verbraucht Energie, die ich anderweitig einsetzen will.

 

Zudem tat sich eine Kluft auf, die immer breiter wurde, wir lebten uns auseinander - unsere Interessen, Ideologien, Gesinnungen, Hobbies, passten sich gegenseitig nicht mehr in den Kram. Und wenn es nicht mehr passt, sollte man sich trennen.

Mein anfängliches Feuer war bloß noch ein Flämmchen, das kaum noch Wärme spendete – bevor es erlosch, musste ich los zum Holz sammeln.

 

Meine Kurzschluss Lösung darauf: Zwischenrente. Alles hinwerfen. Wenn der Computer nicht mehr läuft, soll man ja auch neustarten.

 

Manche Pfeiler muss man lösen, um Raum für Neues zu schaffen - Wanddurchbruch, Dachfenstereinbau. Aus manchen Trümmern lassen sich Luftschlösser errichten. Und manche Tragweiten, tragen doch bloß so weit, wie man sie selbst vor sich hin schleppt.

 

Mein Sicherheitsbedürfnis wird von meiner Zuversicht ausgewogen. Zuversicht, dass ich Etwas finde, das besser zu mir passt, mehr bewegt, zu dem ich besser passe. (ein kleines Sparschwein habe ich für diese Entscheidung natürlich gemästet, denn geht man den Schritt aus "freien Stücken", wird man nicht direkt aufgefangen... Aber das ist eine andere Geschichte.)

Man muss eben Prioriäten setzen: Unzufrieden sein, ODER Etwas ändern, sich verändern - mit Allem was dazu gehört.

 

Das heißt - rein aus finanzieller Sicht - auch sich zu besinnen was man wirklich braucht und sich evtl. auch zu reduzieren.

Und das geht, ist gar nicht so schwer und bietet jede Menge Vorteile

- hier eine kleine Kollektion: Social Influencer

 

 

 

 

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