Gehdich Nixan - oder doch?!

Im Prinzip sind Prinzipien, prinzipiell Prinzessinnen.

 

Meine Prinzessin beispielsweise war die Online-Enthaltsamkeit. Eben nicht jegliche, vermeintliche Warte-Situation im Leben, wie Bahnfahrten, Arztbesuche, Einschlafen... den sozialen Netzwerken zu widmen. Um dann irgendwann auch in den Nicht-Warte-Situationen dieser Gewohnheit zu verfallen - und letztendlich ständig das Handy in der Hand zu haben. Eine Sucht der heutigen Zeit, die nicht mehr viel mit sozial zu tun hat und deren Rauschzustand sich in Wahrnehmungsstörungen der Umwelt, kommunikativer Komprimierung und gesenktem Blick, äußert...

 

Noch schauriger erschien es mir, selbst aktiv zu werden, sein Leben online Preis zu geben, den Preis der völligen Transparenz zu zahlen und gar Gefahr zu laufen sich davon (fremd) steuern zu lassen. Wie sehr wird man geliked, geteilt, verlinkt - oder sonst virtuell behandelt. Online zu gehen erschien mir wie sein Leben in die Hände der Community zu geben. Das zeigt allein schon die Bitte sämtlicher Blogger und Youtuber Kommentare und Likes zu hinterlassen.

 

Reputationen, Likes, Bewertungen sind die Währung unserer Zeit, der virtuellen Welt - sie bestimmen die Utilität und damit Marktwert der Verfasser und ihrer Blogs, Channels und Videos.

 

Meine Prinzipien: dagegen, in vielerlei Form.

 

Doch fand ich heraus, das dieses Internet, dieser unbegrenzte Raum, diese riesige Bibliothek, der unendliche Marktplatz, der Stammtisch, auch seine Vorteile bietet. Verfolgt man z.B. einen sozialen Zweck, bietet es die Möglichkeit, kostenlos, "nur" gegen den Aufwand des Aufwands (der erheblich ist...), seinen Zweck und seine Organisation populär zu machen. 

 

Jede Medaille hat zwei Seiten: eine polierte und eine wertschätzende. 

 

Also lebe ich meine schizophrene Hassliebe, zum Internet und zum vermeintlich sozialen Social Media, nach der Devise:

Huldige den Zweck nicht die Mittel.

 

Auch muss ich ehrlich eingestehen, dass mich diese Art von Arbeiten ebenso abschreckend fasziniert. Zu tun, was einem obliegt, dass man für richtig empfindet - das Feuerholz mit dem man brennt, selbst zu sammeln – sich und andere damit zu wärmen – erscheint mir auch irgendwie charmant. Denn ist diese Leidenschaft nicht die Wurzel, aus denen Blogs, Videos und Posts erwachsen? Und das erscheint mir doch ziemlich attraktiv.

 

Doch was passiert, wenn man irgendwann mit Markendünger beschenkt wird, rundum Gartenzwerge und Flamingos aufgestellt werden – und täglich gießen MUSS? Wenn fremde Menschen ihre Liebes- und Hassbekundungen in die Rinde ritzen? Es ein schmaler, unbefestigter Pfad zwischen etwas entstehen zu lassen, es Laufen zu lehren und letztlich sogar ins Rollen zu bringen. Eine gute Sache zu teilen, damit andere Teil haben können – und selbst nicht zu viele Teile abzugeben, weil sonst nichts mehr übrig bleibt.

 

So ist es auch bei jedem Gedankenspiel sein Hobby zum Beruf zu machen – und dann wieder seinen Beruf zur Berufung. Arbeitet es sich nicht besser, wenn man sich zu Etwas berufen fühlt – ist die Tat-Kraft nicht stärker, wenn die Tat einem selbst zugetan ist, einem gar entspringt?

 

Gedanken, die mich seit Langem umtreiben. Unglaublich viel Zeit, die wir der Maloche widmen und zu gering wertig, erscheint mir der Lohn nur in Form von Geld. (Mehr dazu, folge dem Notausgang)

 

Diese Gedanken und Umtriebe zeugten Gehdich Nixan, gebaren sie und brachten sie letztlich zur virtuellen Welt.

 

So wurden aus meinen

Prinzipiellen Prinzipien - Prinzessinnen

- die eben doch nicht so prinzipiell sind, sich im Prinzip auch in andere Gewänder schmeißen können, überhaupt nicht gerne stillstehen und ohnehin nicht machen, was man ihnen vorschreibt.

 

Und weil es prinzipiell Niemanden etwas angeht - und wie ich merke, irgendwie doch:

Gehdich Nixan.

 

 

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