Hempels Sofa

Willkommen in der Neverflat.

Wenn es stimmt, was (all)gemein von Hempels Sofa behauptet wird, einem Ort, der allgemein als unordentlich, chaotisch bekannt ist – dann muss es wohl (all)gemein auf unserer Wohnung stehen.

 

Als ich gerade durch die Küche schlendere und manche Utensilien von A nach Y verfrachte, springt mir genau dies Gedanklein durch den Kopf. Hier herrschen Sammelsurium, Wust, Mischmasch, Kuddelmuddel und Tohuwabohu. Und sie sind nicht gerade strenge Herrscher - regieren mit Regellosigkeit, gar Anarchie. Jeder Gegenstand darf einfach sein wo er will, oder zuletzt benutzt wurde – und hier findet ein reges Treiben statt. Übrigens, kamen die meisten Stücke in unserer Behausung, weil sie geschenkt, vererbt, mitgebracht wurden - oder auf mysteriöse Weise einfach da waren. (Jonathan Frakes ist bereits informiert).

 

Wir wohnen eben nicht in diesen zwanig Wänden, sondern wir leben hier.

 

Und dieser Spruch lässt sich auf keinen Fall in Verbindung mit irgendwelchen schwedischen Möbelhäuser bringen, Gegenteiliges ist der Fall.

 

Für jeden Draußenstehenden, der noch nicht in den Genuss eines Hereingebetenwerdens, gekommen ist, sei kurz bemerkt: nein, wir leben hier nicht wie Messis, die alles horten und zwischen den Bergen ihrer Relikte, schon Wegweiser mit Routenbeschreibungen "noch 2 Std Fußweg" aufstellen müssen, sondern es sieht hier einfach nicht aus, wie im Möbelhaus oder im Katalog. Keine Einbauküchen, keine Fernsehwände, oder Schranksysteme. Einfach alles zusammengewürfelt, selbstgebaut, umfunktioniert,

 

ohne System. So wie wir. Im Wohnzimmer das Fotostudio, die Schreibwerkstatt, die Zeichen- Mal- und Bastelecke, das Tonstudio, der Bandraum - der Fernseher wird zur Desktop-Erweiterung. In der Küche wird gebastelt, geträllert, Gitarre gedaddelt, getrunken, zelebriert, debattiert, geraucht und zumeist auch gekocht. Im anderen Zimmer, das nur wegen unseres Schlaf-Baumhauses als Schlafzimmer benannt werden kann, wird geschminkt, genäht, kostümiert und manchmal auch genächtigt. Wenn wir nicht gerade, wie unlängst, von unserer Jungernbusfahrt wiederkommen, uns wie Nomaden fühlen, und deshalb nicht mehr am gleichen Ort schlummern – vorübergehend. Im Baderaum, wird frisiert, gesportelt, gegrübelt (wie einst die Römer in ihrem Badehaus) und alles erledigt, was sonst noch ins Bad gehört - und das mit Unterwasserblick ins bescheidene Atlantis, unseres Aquariums. Eigentlich wird ohnehin überall Musiziert, Geschrieben, gewerkelt, sich mit dem Begnügt, was es einem bedarf.

 

Ich schreibe darüber, weil es charakterisiert, was mir wichtig ist. Viele Menschen kriegen bei dem Gedanken, mentale Ordnungs- und Sortier-Anfälle und manchmal auch bei dem Anblick – Grüße an dieser Stelle an Freunde und Familie – jedoch unterstreicht es einfach was ich bin, was wir sind, dass wir hier einfach tun wonach uns ist und dass das enorm glücklich macht. Es sind die kleinen Dinge im Leben, über die man sich erfreuen sollte, die nicht viel Kosten (die steigenden Berliner Mieten nicht einberechnet......), die aber extrem viel Wert sind. Weil man nicht alles so ernst nehmen sollte – Aufräumen zum Beispiel, ist ja kein Museum hier - und weil es zu allem passt, dass ich sonst beschreibe.

 

Unser Neverland, die Neverflat, die weise Art und die Art und Weise, zu leben. Kind bleiben natürlich miteingeschlossen.